Mitarbeiter an einem Plattenspieler im DRA | Bildquelle: DRA/Sabrina Bernhöft
Bildquelle: DRA/Sabrina Bernhöft

Aufnahmen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (1929 – 1933)

Rundfunk in der Weimarer Republik

Aufnahmen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (1929 – 1933)

Rundfunk in der Weimarer Republik

Die Berliner Funk-Stunde AG nahm als erste Sendegesellschaft bereits 1923 ihren Sendebetrieb auf. Aber erst 1929 begannen die einzelnen Sendegesellschaften und die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) mit der planvollen Aufzeichnung von Tonaufnahmen und Sendungen zur Wiederverwertung und dauerhaften Aufbewahrung. Aus dieser Frühzeit bis Anfang 1933 sind heute noch ca. 2.400 Aufnahmen im DRA erhalten.

Das gängige Aufzeichnungsmedium war anfangs die Wachsplatte, von der man mittels eines galvanischen Verfahrens Kupfermatrizen (Negative) anfertigte und davon dann in Kleinauflagen Schellackplatten presste, damals auch Schwarzplatten genannt.

  • Wortaufnahmen

    Zu den frühesten bei uns erhaltenen Wortaufnahmen der RRG gehört die Reportage von der Grundsteinlegung des Hauses des Rundfunks in der Berliner Masurenallee am 29.5.1929. 

    Eine  weitere frühe Aufnahme ist die Reportage des Rundfunkpioniers Alfred Braun über die Trauerfeier für den verstorbenen Reichsaußenminister Gustav Stresemann am 6.10.1929 im Berliner Reichstag. 

    Der Direktor der Berliner Funkstunde Friedrich Georg Knöpfke spricht bei der Grundsteinlegung für das Haus des Rundfunks in der Berliner Masurenallee am 29.5.1929 (KONF 803778)
  • Musikaufnahmen

    Erste erhaltene Musikaufnahmen der damaligen Rundfunkgesellschaften stammen aus dem Jahr 1930. Darunter befinden sich Aufnahmen renommierter zeitgenössischer Komponisten, die das neue Medium Radio als Plattform für musikalische Experimente nutzten. Zudem konnten sie ihre Werke durch die sendereigenen Orchester ur- und erstaufführen lassen. So interessierte sich der Komponist Paul Hindemith schon früh für die neuen Möglichkeiten des Radios und komponierte im Auftrag für die Berliner Funkstunde die Musik zu dem Hörstück »Sabinchen«. Auch Wilhlem Grosz ist ein erfolgreicher Komponist seiner Zeit gewesen, der im Auftrag des Rundfunks Musikstücke schrieb.

    Ausschnitt aus »Sinfonischer Tanz, op. 24«. (K: Wilhelm Grosz) 27.5.1930 (KONF 581942)
  • Programmgeschichte

    ­­­Ein Großteil des täglichen Radioprogramms wurde damals schon mit dem Abspielen von Schallplatten der Musikindustrie bestritten. Ergänzend gab es Live-Übertragungen von großen gesellschaftlichen Ereignissen und Sportveranstaltungen.

    Insgesamt enthielt damit die Programmstruktur des Rundfunks bereits zur Zeit der Weimarer Republik Sendeformate und Genres, die auch heute noch das Radioprogramm prägen. Gleichzeitig wurde aber auch experimentiert und improvisiert. Das gilt zum Beispiel für das Hörspiel. Anfänglich dominierten im Bereich dramatischer Darstellung Theaterinszenierungen vor dem Mikrofon. Die funkeigene Kunstform des Originalhörspiels kristallisierte sich erst allmählich heraus. Rundfunkmacher, Regisseure und Schriftsteller diskutierten von Anfang an theoretische Ansätze und experimentierten mit den praktischen Möglichkeiten der Rundfunktechnik. Dabei entdeckten sie mit der Zeit z. B. die künstlerische Wirkung der Überblendtechnik, des Schnitts und der Montage.

    Das erste Hörspiel in Deutschland wurde 1924 von der Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG (SÜWRAG) ausgestrahlt. Dabei handelte es sich um Hans Fleschs »Zauberei auf dem Sender«. Das erste auf Tonträger erhaltene Hörspiel »S.O.S. ... RAO... RAO... Foyn – Krassin rettet Italia« von Friedrich Wolf erzählt die Rettung von Besatzungsmitgliedern des Luftschiffs Italia am Nordpol nach. Die Ausstrahlung erfolgte 1929.

    Das Hörspiel der Weimarer Republik insgesamt war literarisch-ästhetisch anspruchsvoll, inhaltlich belehrend oder unterhaltend. Unterschiedlichste Formen wurden geprägt, von der Revue über das Lehrstück hin zum Volksstück. Es gab Hörspiele mit aktuellem zeitlichen Bezug und reportagehafte Dramen. Zensur verhinderte allerdings weitgehend politische Bezüge.

Das RRG-Schallarchiv

Das Schallarchiv der RRG umfasst insgesamt den Zeitraum 1929 – 1945. Es ist bis heute nicht vollständig überliefert. Krieg und Nachkriegszeit führten zu Verlusten und zur Zersplitterung des Schallarchivs, dessen Rekonstruktion ab 1956 vom Deutschen Rundfunkarchiv – damals noch unter dem Namen Lautarchiv – begonnen wurde.

Der erste Schritt dazu war die Übernahme von rund 4.500 Tonaufnahmen aus dem Archiv der British Broadcasting Corporation (BBC), die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dorthin gebracht worden waren. Nach und nach konnte der vorhandene Bestand erweitert werden. Den größten Zuwachs erhielt die RRG-Überlieferung aus den Beständen der früheren »Rundfunkarchive Ost«, die 1994 an das DRA angegliedert wurden.  

Daneben waren Kopien von Originaltonträgern der RRG, die sich heute im Besitz des Tschechischen Rundfunks befinden und Schallfolien, die in Oslo bei Grabungsarbeiten für das neue Funkhaus gefunden wurden, wichtige Puzzleteile bei der Rekonstruktion des früheren Schallarchivs der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft.