Label des Mitschnitts des OKW-Berichts vom 1. November 1940 aus dem Nachlass Huverstuhl | Bildquelle: DRA/Friedrich Dethlefs (1879453)

Deutsche Nachrichten und Propaganda im Zweiten Weltkrieg

Die Verlesung der offiziellen Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) mehrmals am Tag, weitere militärische und nicht militärische Nachrichten, Betrachtungen und Sondermeldungen sowie Kriegsberichte und Reportagen der Propagandakompanien waren Schwerpunkte des Programmalltags des deutschen Rundfunks im Zweiten Weltkrieg.

Der Wehrmachtbericht gehörte zum Nachrichtenblock. »Sondermeldungen« informierten über militärische Erfolge. Als ein Propagandamittel zählte er während des Krieges zu den wichtigsten offiziellen Informationsquellen mit Blick auf die Geschehnisse an den Fronten.

Die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) selbst archivierte jedoch nur wenige dieser Sendungen. Die rund 1.800 privaten Radiomitschnitte, die der Kölner Studiobesitzer Peter Huverstuhl in den Jahren von 1940 bis 1945 auf Decelith-Folien (Direktschnittfolien aus Kunststoff) anfertigte, sind deshalb eine einzigartige Quelle, um einen Eindruck von der durch Propaganda gefärbten Radioberichterstattung in dieser Zeit zu gewinnen.

 

»Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Besonders ungünstiges Wetter veranlasste die Engländer, ihre Kampftätigkeit in der Luft gestern völlig einzustellen. Die deutsche Luftwaffe hingegen setzte ihre Angriffe gegen London und andere kriegswichtige Ziele in Süd-, Mittel- und Westengland fort.«

»Im Südwestteil von London waren als Folge von Bombenangriffen auf eine Bahnanlage und ein größeres Fabrikgebäude Brände zu beobachten. Bei Birmingham und am Südrand von Bristol sind wichtige Rüstungswerke erfolgreich mit Bomben belegt worden. Beim Angriff auf ein Munitionslager westlich von London flogen mehrere Munitionsschuppen in die Luft. Ein Eisenbahnzug wurde zum Entgleisen gebracht.«

OKW-Bericht vom 1. November 1940 aus dem Nachlass Huverstuhl

Warum und auf wessen Veranlassung Huverstuhl die Radio-Mitschnitte gemacht hatte, ist nicht bekannt. Das Deutsche Rundfunkarchiv hat die Decelith-Folien digitalisiert, die Inhalte zugeordnet und zusammengehörige Aufnahmeteile korrekt zusammengefügt. Darunter befinden sich auch die als Schlüsseldokumente der NS-Rundfunkpropaganda bekannten Weihnachtsringsendungen aus den Jahren 1942 und 1943. Die originalen Tonträger werden als Nachlass im Historischen Archiv der Stadt Köln verwaltet. 

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