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Wissen für alle
Wissenschaftssendungen hatten von Beginn an einen festen Platz im Programm des DDR-Fernsehens. Die Sendungen sollten informieren, unterhalten und weiterbilden.
Neue Wege der Wissensvermittlung
Wissenschaft und Technik entwickelten sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts rasant und bestimmten zunehmend den Alltag der Menschen. Es entstanden viele neue technische Berufe, naturwissenschaftliche Kenntnisse gehörten zunehmend zur Allgemeinbildung, und vielen Menschen schienen die neuen Möglichkeiten der Wissenschaft grenzenlos. Das Fernsehen begleitete diese Entwicklungen, indem es regelmäßig informierte und Wissen vermittelte.
Ein Experimentalvortrag des Naturwissenschaftlers Karl Friedel über die Funktionsweise des Löschpapiers aus dem Jahr 1953 gilt als der Beginn der Wissenschaftssendungen im frühen DDR Fernsehen.
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Fortan entstanden kontinuierlich weitere Sendungen und Sendereihen (siehe Infokasten). 1959 baute der Deutsche Fernsehfunk (DFF) sogar ein eigenes Fernsehstudio für Naturwissenschaften auf, in dem Experimente vorgeführt und von Experten wissenschaftliche Phänomene erörtert wurden. Vor allem junge Menschen sollten durch das Fernsehen für Wissenschaft und Technik begeistert werden. So richtete sich die Sendereihe »Umschau« – seit 1961 im Programm – anfangs mit ihrem abwechslungsreichen und kurzweiligen Aufbau mit Hintergrundmusik und Puppentrick-Zwischenspann vor allem an ein junges Publikum.
Das noch recht junge Medium Fernsehen bot neue visuelle Optionen in der Wissensvermittlung. Zur Veranschaulichung komplexer Themen setzte die Redaktion Fotos, mikroskopische Aufnahmen, Trickaufnahmen, elektronische Musik und Grafiken ein. Auch Modelle fanden häufig Verwendung, so wie in diesem Interview von 1961 über die Raumzellenbauweise:
Der hohe Stellenwert von Wissenschaftssendungen im DFF kommt auch durch den Einsatz fernsehtechnisch anspruchsvoller Verfahren zum Ausdruck, wie beispielsweise bei der Sendung »Atomstrahlen – Freund oder Feind?« vom 18. Juni 1957. Die Sendung wurde mittels zweier Übertragungswagen komplett als Direktübertragung aus dem Berliner Krankenhaus Charité gesendet – ein zu jener Zeit für den DFF noch recht aufwändiges Verfahren.
Von Experten für Laien
Vielen Wissenschaftlern mag es schwergefallen sein, vor der Kamera in einfacher Sprache über ihr Fachgebiet zu sprechen. Der Forscher und Erfinder Manfred von Ardenne nahm in der Sendung »Gedanken zur neuen Sendereihe Fernsehstudio Naturwissenschaften« vom 3. November 1959 unter anderem auch dazu Stellung. Er verwies darauf, dass es nicht »unter der Würde eines Wissenschaftlers« sei, vor »Laienpublikum« zu sprechen, und erinnerte an den englischen Naturforscher Michael Faradey, der 1860 mit seiner Weihnachtsvorlesung über die »Naturgeschichte einer Kerze« einen wichtigen Beitrag zur »populären Darstellung« wissenschaftlicher Themen geleistet habe.
Der DFF arbeitete eng mit Instituten, Hochschulen und Universitäten zusammen. In einer Gesprächsrunde Anfang 1964 zwischen dem Intendanten des DFF, Heinz Adameck, und Wissenschaftlern erörterten die Beteiligten die Vorteile der Zusammenarbeit, wie Sicherung eines hohen fachlichen Niveaus der Sendungen sowie die Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen:
Wissenschaftler traten als Moderator, Gesprächspartner, Vortragende oder Berater im Fernsehprogramm auf. Das »Fernsehstudio Naturwissenschaften« hatte gar einen eigenen wissenschaftlichen Beirat. Mit der »Urania – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse«, arbeitete das Fernsehen direkt zusammen. Gemeinsam gestalteten sie die Sendereihe »Neue Fernseh-Urania«, in der mit Hilfe von Experimenten und in Gesprächen naturwissenschaftliche Fragen besprochen wurden.
Aus heutiger Sicht stellen Wissenschaftssendungen des DDR-Fernsehens eine wichtige Quelle zur Technik- und Wissenschaftsgeschichte dar, vor allem, wenn über Forschungsergebnisse berichtet wurde. Ein Beispiel hierfür ist der Beitrag aus der »Umschau« vom 17. August 1981, in der das bruchfeste Trinkglas »Superfest« vorgestellt wurde:
Ein Blick auf die Wissenschaftssendungen des (frühen) DDR-Fernsehens ist auch heute noch unterhaltsam und erhellend. In ihrer Gesamtheit dokumentieren sie die unterschiedlichen Entwicklungen des Wissenschaftsjournalimus im neuen Medium Fernsehen.
Brigitta Hafiz
Online-Tipp
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- »MDR Zeitreise«: Vom Wissenschafts- zum Verbrauchermagazin mehr
- Projektbericht zu »ARD Retro« aus »Bibliothek - Forschung und Praxis« (2020) mehr
Literatur-Tipps
- Warnecke, Peter: Augen auf! Wissenschaftsmagazin des Fernsehens der DDR 1959-1991, in: Kreutz, Anja, Heinze, Helmut (Hrsg.): Zwischen Service und Propaganda: zur Geschichte und Ästhetik von Magazinsendungen im Fernsehen der DDR 1952–1991, Berlin 1998
- Sieler, Gerhard: Neue Fernseh-Urania: Wissenschaft für jedermann, in: Prisma Kino- und Fernsehalmanach 8, hrsg. von Knietzsch, Horst, Berlin 1977, S. 9 f
- Krenz, David: Superfest-Glas Zu gut, in: Zeitmagazin Nr. 46/2020