IV. Pioniertreffen. 9. bis 20. August 1961 in Erfurt | Bildquelle: DRA/Waltraut Denger (1870153)

Das Fernsehprogramm nach der Grenzschließung

Erfurt grüßt die Pioniere

Kinder- und Jugendsendungen

Als fester Bestandteil des Programms des Deutschen Fernsehfunks war das Kinder- und Jugendfernsehen mit einer hohen Zahl an Sendungen im Gesamtprogramm verankert. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Altersklassen und Freizeitinteressen wurde – nach eigenem Verständnis – eine breite Palette von Sendungen angeboten, die dem Wunsch der heranwachsenden Generation nach Unterhaltung sowie dem umfassenden Erziehungs- und Bildungsauftrag der sozialistischen Gesellschaft entsprachen.

Das Kinderfernsehen war in der Woche des Mauerbaus von Konstanz geprägt. Es gab, von wenigen Ausnahmen abgesehen, kaum Programmänderungen aus aktuellem Anlass. Insgesamt stand das Kinderfernsehen in dieser Woche ganz im Zeichen des IV. Pioniertreffens in Erfurt.

IV. Pioniertreffen vom 9. – 20. August 1961 in Erfurt

Mehrere Beiträge widmeten sich diesem besonderen Ereignis: die Sendungen »Ein Dorf steht Kopf. Halbzeit auf dem Friedensmarsch zum IV. Pioniertreffen« sowie der »Abendgruß« mit den Figuren »Flax« und »Krümel« und der Geschichte »Flax will nach Erfurt marschieren«, eine Direktübertragung der Eröffnungsveranstaltung, die Sendung »Mit Klebstoff, Holz und Sägeblatt« zum Bastelnachmittag mit den Pionieren, »Lasst uns froh und heiter singen!«, ein Festprogramm zum »Tag des Liedes und des Tanzes«, eine Direktübertragung vom Buchenwaldtreffen der Pioniere unter dem Thema »Ernst Thälmann zum Gedenken«. Auch der DEFA-Film »Die Rote Trommel« mit Dokumentaraufnahmen, Fotos und Szenen über Leben und Kampf der Pioniere in den 1920er Jahren gehört dazu.

Mit den »Abendgrüßen« für Kinder im Alter von drei bis acht Jahren verfolgte die Kinderredaktion des DDR-Fernsehens gleich mehrere Absichten: Den Kindern sollte vor dem Einschlafen nicht nur ein Gruß übermittelt, sondern in den Gute-Nacht-Geschichten sollten auch wichtige Fragen wie Hygiene, Ordnung, Ehrlichkeit oder Disziplin zur Bildung des Charakters der Kinder transportiert werden.

Der »Abendgruß« sollte Eltern dabei helfen, dass ihre Kinder rechtzeitig schlafen gehen, und verhindern, dass sie das für die Erwachsenen bestimmte Programm sahen. Von den anderen Stars des Kinderfernsehens außerhalb des »Abendgrußes« war in dieser Woche lediglich noch »Professor Flimmrich« auf dem Bildschirm präsent.

Ziel dieser Sendung war es, Kinder mit alten und neuen Kinderfilmen aus allen sozialistischen Ländern, aber auch mit der Kunst und Technik bekannt zu machen.

Altersgruppen und Sendezeiten

Bei der Gestaltung des Programms gingen die Redakteure davon aus, dass die Figuren bei den Kindern zum Liebling oder Helden werden und dadurch eine Art Vorbildfunktion einnehmen. Zumal die Beiträge darauf ausgerichtet waren, die Aufnahmefähigkeit der entsprechenden Altersgruppe zu berücksichtigen.
 
Die individuellen altersbedingten Eigenschaften der Kinder spielten bei der Auswahl der Themen, wie auch der Form und der methodischen Bearbeitung eine große Rolle, galt es doch der Aufmerksamkeit und dem Verstehen Rechnung zu tragen. Daher wurde altersmäßigen Abgrenzung jeder Sendung große Beachtung beigemessen. Eingeteilt wurden die jungen Zuschauer in den Altersklassen ab drei, sechs, acht und zehn Jahre.

Die Angabe des Alters wurde in der Programmzeitschrift mit abgedruckt und auch zu Beginn des Programms bekannt gegeben. Ebenso waren die Sendezeiten mit Bedacht gewählt. So wurde genau bestimmt, ob das Kind die Sendung zu Hause, im Kindergarten oder in der Pionierorganisation sehen sollte. Aus diesem Grund begann das Kinderprogramm wochentags um 16 Uhr, an den Sonntagen bereits um 10 Uhr.

Sozialistische Erziehungsarbeit und schöpferische Phantasie

Das Kinderfernsehen sollte die Phantasie der Kinder anregen und auch ihr Bedürfnis nach spannenden Erlebnissen befriedigen. Es stand aber ebenso im Dienst der allgemeinen sozialistischen Erziehungsarbeit im Elternhaus, der Pionierorganisation und der Schule. Unterhaltung wurde mit Belehrung verknüpft. Ähnlich wie im Kindergarten wurden den Kindern auch im Fernsehen möglichst viele reale Themen und Erfahrungsbereiche angeboten. Vielfältiger als im Kinderprogramm war das Angebot für Schulkinder und Jugendliche. Das Spektrum reichte von kurzweiligen Magazinen über Ratgeber-, Hobby-, Quizsendungen und Spielwettbewerben bis hin zu einer Vielzahl von Spielfilmen.
 
Das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen nach Information, Bildung und Unterhaltung sah man nach fernsehinternen Maßstäben durch das Programm des Deutschen Fernsehfunks erfüllt. Seinem Bildungs- und Erziehungsauftrag folgend, arbeitete das DDR-Fernsehen daher eng mit dem Ministerium für Volksbildung, der FDJ und der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« zusammen und hielt über Zuschauerforen, -post und -befragung ständigen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen. Im eigenen Land war man bestrebt, den Kindern und Jugendlichen eine heile Welt des Sozialismus zu vermitteln.

Dr. Jörg-Uwe Fischer

Literatur

  • A.I.: Die kürzeste, aber zugleich gelungenste Sendung. Pädagogik am Bildschirm, in: Thüringer Tagblatt vom 5.9.1961.

  • Beckert, Fritz: Kinder am Bildschirm, ( Schriftenreihe Elternhaus und Schule), Berlin 1962.

  • Böhme, Siegfried: Für ein sozialistisches Programm in den Kindersendungen des Fernsehfunks der DDR, in: Rundfunk und Fernsehen (OIRT), H. 2, 1962, S. 8ff.

  • Fischer, Jörg-Uwe: „Hauptsache die Leichen stimmen“. Kino- und TV-Konsum bei Kindern und Jugendlichen in den 1950er Jahren, in: info 7, H. 2, 2006, S. 124ff.

  • Foerster, Oskar; Holz, Hans-Joachim: Fernsehen für Kinder und Jugendliche, München 1963.

  • Rudolf, H.: Fernsehen für Kinder – ja oder nein?, in: Freiheit vom 5.8.1961.

  • Stern, Katja: Still! Das Sandmännchen kommt!, in: Neues Deutschland vom 30.1.1961.

  • Tele-Kritik der Woche, in: Neue Berliner Illustrierte, H. 44, Berlin 1961.