Leuchtreklame Radio DDR | Bildquelle: DRA/Rosemarie Fischer (1870561)

Rundfunk der DDR im Jahr 1961

Das Programm des Berliner Rundfunks

Der Hörfunk war in den 1950er und 1960er Jahren ein Massenmedium. Sechs Rundfunksender boten 1961 in der DDR ihr Programm an – fünf davon unterstanden dem staatlichen DDR-Rundfunk. Regionales Programm für die Hauptstadt boten besonders der »Berliner Rundfunk« und das Ergänzungsprogramm »Berliner Welle«.

Die Worte »Hier spricht Berlin!« klangen am 13. Mai 1945, nur wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, über den Sender Berlin-Tegel und eröffneten den improvisierten Betrieb des Berliner Rundfunks. In der Sowjetischen Besatzungszone nahmen in der Folgezeit weitere Sender ihren Betrieb auf. Seit 1952 wurde aus dem neuen Funkhaus Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide gesendet. Im August 1952 wurde schließlich das Staatliche Rundfunkkomitee gegründet, dem der staatliche Hörfunk des Landes, genannt »Rundfunk der DDR«, unterstand.

Im Jahr 1961 existierten in der DDR die Hauptprogramme »Radio DDR I«, »Deutschlandsender« und »Berliner Rundfunk« sowie die Ergänzungsprogramme »Radio DDR II« und »Berliner Welle«. Zudem gab es ab 1959 den Auslandsdienst »Radio Berlin International« (RBI) sowie zwei Sender, die sich ausschließlich an die Bürger der Bundesrepublik richteten und nicht dem DDR-Rundfunk unterstellt waren: Den »Deutschen Soldatensender 935«, der 1960 seine Arbeit aufnahm, und den 1956 gegründeten »Deutschen Freiheitssender 904«, der den Eindruck vermitteln sollte, vom Boden der Bundesrepublik aus illegal zu senden.

Der Berliner Rundfunk, der im Zentrum dieses Webangebotes steht, hatte das Profil eines Lokalsenders, wie eine Eigenpublikation des »Deutschen Demokratischen Rundfunks« von 1968 erklärt:

»Mit seinem Programm wendet sich der Berliner Rundfunk vorwiegend an die Bürger der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik Berlin und an die Bewohner der Berlin umgebenden Bezirke Potsdam und Frankfurt (Oder). Der Sender Potsdam und das Studio Frankfurt (Oder) bereichern dieses Programm mit eigenen Regional-Sendungen.«

Im Februar 1958 bekam der Berliner Rundfunk ein zweites Programm, das ab Dezember 1959 unter dem Namen »Berliner Welle« firmierte. Die Zielgruppe sollten vor allem die West-Berliner Zuhörer sein:

»Die Berliner Welle wendet sich mit Ihrem Sendeanliegen vor allem an die Bürger in Westberlin und bringt Sendungen, die den politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Belangen der besonderen politischen Einheit Westberlin entsprechen.«

Deutscher Demokratischer Rundfunk, Berlin 1968

Programmstruktur des Berliner Rundfunks

Im Jahr 1961 kamen die Hörfunksender »Berliner Rundfunk«, »Deutschlandsender«, »Radio DDR«, »RBI« und die Regionalprogramme insgesamt auf 867 Sendestunden pro Woche. Für das gesamte Jahr 1961 entsprach das 45.190 Stunden. Der »Berliner Rundfunk« sendete davon alleine 10.931 Stunden.

Das Tagesprogramm des Berliner Rundfunks startete im Sommer 1961 täglich um 4:30 Uhr. Um nur einige Wort-Sendungen zu nennen, lief um 10:40 Uhr und um 18:30 Uhr von montags bis samstags die aktuell-politische Nachrichten-Magazinsendung »Pulsschlag der Zeit«. Abgesehen vom Sonntag gab es täglich um 19:45 Uhr den Kommentar des Tages. Ein fester Bestandteil des publizistischen Angebotes war zudem die Presseschau, die von Dienstag bis Samstag zwei Mal am Tag ausgestrahlt wurde. Täglich um 19 Uhr erzählte der »gute alte Mond« den Kindern Gute-Nacht-Geschichten.

Der Kinderfunk hatte zudem wochentags um 14:30 Uhr einen festen Sendeplatz. Die beliebte Hörspielserie »Was ist denn heut bei Findigs los?« lief 1961 sonntags vormittags um 10 Uhr. Mittags gab es nach 13 Uhr den »Kommentar am Sonntag«. Der Abend gehörte am freien Tag dem Sport. Sendeschluss des Berliner Rundfunks war bis auf samstags bereits um 1 Uhr. Da bis Ende 1965 in der DDR samstags noch gearbeitet wurde, war der Samstag der einzige lange Sendetag der Programmwoche und dauerte bis 2 Uhr früh.

Vom Programm entfielen 1961 beim Berliner Rundfunk 27 Prozent auf das aktuell-politische Wort, darunter 7 Prozent Nachrichten und 0,8 Prozent Sport. Das künstlerische Wort war mit 8,4 Prozent vertreten. Zusammengenommen ergibt das einen Wortanteil von 35,4 Prozent. Die so genannte Ernste Musik war im Berliner Rundfunk mit 11,7 Prozent vertreten, 37,6 Prozent entfielen auf die Unterhaltungsmusik und 15,3 Prozent der Sendeminuten beinhalteten Tanzmusik. Der Musikanteil des Berliner Rundfunks lag 1961 damit bei 64,6 Prozent.

Programm der Berliner Welle

Die Berliner Welle begrüßte ihre Hörer sonntags bereits um 8:45 Uhr. Zwischen 13 Uhr und 16:30 Uhr übernahm sie dann das Programm vom Berliner Rundfunk. Im Sommer 1961 begann wochentags das eigene Programm der Berliner Welle erst um 16:30 Uhr. Um 19 Uhr wurde täglich »Die aktuelle Berliner Welle« mit Nachrichten und Abendkommentar gesendet. Montags bis freitags lief zuvor um 18 Uhr die aktuell-politische Sendung »Für den Betriebsarbeiter«.

Für Kinder wurde an jedem Tag um 18:55 Uhr die fünfminütige Sendereihe »Unser kleiner Bär« ausgestrahlt. Sonntags nachmittags bzw. abends gehörte den Sportereignissen vom Wochenende mit der Sendung »Musik und Sport«. Die Berliner Welle beendete ihr eigenes Programm 1961 täglich – auch samstags – bereits um 0:10 Uhr bzw. 0:20 Uhr.

Alexandra Luther

Literatur

  • Deutscher Demokratischer Rundfunk. Informationen: Radio DDR, Berliner Rundfunk, Berliner Welle, Deutschlandsender, Radio Berlin International, Berlin 1968.
  • Herbst, Maral: Demokratie und Maulkorb. Der deutsche Rundfunk in Berlin zwischen Staatsgründung und Mauerbau, Berlin 2002.
  • Mühl-Benninghaus, Wolfgang: Rundfunk in der SBZ/DDR. In: Schwarzkopf, Dietrich (Hg.): Rundfunkpolitik in Deutschland. Wettbewerb und Öffentlichkeit, München 1999.
  • Riedel, Heide: Hörfunk und Fernsehen in der DDR. Funktion, Struktur und Programm des Rundfunks in der DDR, Köln 1977.
  • Staatliches Rundfunkkomitee. Abteilung Planung/Statistik: Entwicklung des Deutschen Demokratischen Rundfunks in den Jahren 1957 bis 1964 (Schriftgut DRA Babelsberg, unveröffentlicht).